Stade. Ellen, Petronella und Julia blickten am Wochenende in hunderte von Stader Gesichtern. Die Sängerinnen des Lucia-Chores aus Schweden sahen Tränen der Rührung, lachende Kindergesichter und festlich gestimmte Mienen. Die Tage in Stade bleiben den Mädchen lange in Erinnerung. Aus vielerlei Gründen.
Ein strammes Programm erwartete den Chor aus dem schwedischen Ronneby und Karlshamn, der Stader Partnerstadt. Kindergärten, Schulen, Seniorenheime, der Stader Weihnachtsmarkt und die Wilhadi-Kirche standen am 6. Und 7. Dezember als Stationen auf dem Terminzettel. Los ging es jeweils an der Jugendherberge, wo die zwei Dutzend Chormitglieder wohnten. Und versorgt wurden.
„Der Lucia-Auftritt ist für uns das schönste Ereignis in der Weihnachtszeit“, sagt Anette Dubbels, Leiterin des DRK-Heims in der Wendenstraße. So wie in den Heimen Katharinenhof, Dorea und St. Josef gingen die Mädchen auch hier singend durch die Flure und suchten die Bewohnerinnen und Bewohner, die nicht aus dem Bett konnten, in ihren Zimmern auf. Lieder wie Stille Nacht, Heilige Nacht sangen viele mit und beim Konzert im Essenssaal des DRK-Heims flossen Tränen der Rührung.
Eine ganz anderes Atmosphäre erlebten Ellen, Petronella und Julia in den Kindergärten und Schulen. Die Kinder waren gut vorbereitet, empfingen ihre Gäste mit schwedischen Fähnchen, extra gebastelten Gastgeschenken und und konnten selbst dem Chor ein Ständchen bringen.
In der Stader Innenstadt gab der 20-köpfige Lucia-Chor drei Konzerte. Dabei ging es auch mal lustig zu, wenn das Lied vom Weihnachtsmann erklang, der von Tür zur Tür geht und überall einen Schnaps bekommt. „Guten Abend in dieser Stadt“, sangen die jungen Frauen in bestem Deutsch und stimmten so viele Weihnachtsmarktbesucher auf ein schönes Konzert ein.
Freunde des Gesangs erkennen dabei, dass die meisten Sängerinnen in ihrer Ausbildung schon weit fortgeschritten sind. Viele besuchen eine Schule, in der der Schwerpunkt auf Musik liegt, oder gehören zum Jugendchor der Kirche in Ronneby.
Die Sage von Lucia geht weit zurück. Als sich die Christen im 4. Jahrhundert in unterirdischen Gängen verstecken mussten, kam Lucia, Tochter einer Adelsfamilie, heimlich mit Nahrung zu den Verfolgten. Da sie beide Hände voll hatte, steckte sie sich eine Kerze ins Haar. Diese Figur der Lucia, die heute den Menschen das Licht in der dunklen Jahreszeit bringt, möchten alle Mädchen aus dem in Stade angereisten Chor verkörpern. Beim Gang mit den Fackeln durch die Stader Innenstadt ist es Ellen, die den Lichterkranz im Haar trägt. Ihr zur Seite stehen Petronella und Julia. Auf die Frage, was Ellen denn besser könne als alle anderen, lachen die Mädchen. „Nothing“, sagt Ellen selbst. Viele Sängerinnen teilen sich die Rolle, mal geht die eine, mal die andere als Lucia vorneweg.
Zwei Mal stehen die Lucias umringt von viel Publikum auf dem Stader Weihnachtsmarkt. Stade aktuell, die Gemeinschaft der Kaufleute und Gastronomen, hat den Chor eingeladen und mit vielen Helfern um Kirsten und Thomas Schomaker und der in Stade lebenden Schwedin Birgitta Behrends die Tage in Stade ermöglicht. Im letzten Jahr hatte die Stadt aus Einsparungsgründen auf eine Einladung des Chores, der seit 1990 nach Stade kommt verzichtet. Umso so mehr war Stade aktuell-Vorsitzender Amir Afschatabbar froh über das gute Gelingen.
Die Mädchen aus dem Chor und Chorleiterin Irene Bengtsson waren froh darüber, dass die Stimmen die vielen Lieder bei Wind und regnerischem Wetter gut überstanden. Und noch eins wird den Sängerinnen in Erinnerung bleiben: diese komischen breiten Bänke mit dem geschwungenen Dach und den Seitenwänden. Im St. Josef-Stift entdeckten sie eine davon. Hier bekannt als Strandkorb – die gibt es in Stades Partnerstadt Karlshamn nicht.
Am Sonnabend stand dann noch ein gemütlicher Abend im Dionysos in Stades Hökerstraße an. Dort lud Amir Afschatabbar zum Abendessen ein. Auch Bürgermeister Hartlef gehörte zur Runde und übergab Geschenke. Die Mädchen aus Schweden und die Organisatoren hatten es sich verdient und freuten sich.